Das Rathaus befindet sich in der Altstadt von Wałcz, an der Westwand des Marktplatzes. Das an Lübeck und Freiburg angelehnte regelmäßige Straßennetz ist bis heute erhalten geblieben. Eine Legende besagt sogar, dass dieser Stadtplan speziell für Wałcz angefertigt worden war, jedoch hinterlistig gestohlen wurde, so dass Lübeck und Freiburg früher ausbauen konnten und das Fischerdorf Wałcz (oder Wolczen) fast 200 Jahre länger darauf warten musste.
Der ehemalige Marktplatz im Zentrum ist trapezförmig und trägt heute den Namen Wolności-Platz (Platz der Freiheit). Früher erfüllte er die Funktion des Marktplatzes, dann eines repräsentativen Platzes mit Brunnen, in den Nachkriegsjahren war er wieder ein Marktplatz, später eine große städtische Grünanlage und am Ende wieder einfach nur ein repräsentativer Platz. Zum 700. Stadtjubiläum wurde der Wolności-Platz restauriert und neu gepflastert. Im nördlichen Teil wurden ein von den Partnerstädten mit gestifteter Brunnen sowie eine Wasserpumpe im Retro-Stil erbaut. Im westlichen Teil des Platzes, vor dem Rathaus, ist ein von Blumenbeeten umgebenes gepflastertes Stadtwappen zu sehen. Die Grenzen des Platzes bilden die Kilińszczaków-Straße und die ks. Domańskiego-Straße. Die Ostwand bilden historische Wohnhäuser mit Gewerbeflächen im Erdgeschoss, die heute eine Bäckerei und verschiedene andere Geschäfte beherbergen. An der Südwand steht die Nikolaikirche. Von Beginn der Stadtgeschichte an stand die Pfarrkirche immer an dieser Stelle. Das Rathaus wiederum stand höchstwahrscheinlich ursprünglich (im 17. Jh.) in der Mitte des Platzes, doch das hölzerne Gebäude brannte 1841 nieder und die Funktion des Rathauses wurde von einem der gemauerten Häuser am Marktplatz übernommen. Der Zustand des Hauses erwies sich jedoch als so schlecht, dass es 1888 abgerissen werden musste. An seiner Stelle wurde ein neues Gebäude nach dem Entwurf von Albert Schur, einem Lehrer der lokalen Bauschule, errichtet. Das neue Rathaus mit Neurenaissance- und Neuklassizismuselementen wurde am 1. November 1890 eröffnet. Anfang des 20. Jh. wurde ein Balkon über dem Haupteingang angebracht und in den Jahren 1936 – 1937 ein neuer Flügel zur Domańskiego-Straße hin errichtet. Auch ein neuer Eingang zur Kilińszczaków-Straße hin kam dazu. Außerdem wurde die Gestaltung und Beleuchtung des Dachgeschosses geändert.
Heutzutage besteht das Gebäude aus drei Teilen: dem Hauptgebäude und zwei Flügeln. Der linke Flügel ist eine Art Risalit. Das Gebäude ist mit einem Schrägdach mit Dachfenstern bedeckt. Auf dem Dach befindet sich ein Türmchen mit dem Fertigstellungsdatum des Rathauses – 1890. Das Gebäude ist üppig dekoriert: Gesimse, ausschweifende Fensterbekrönungen, verzierte Fensterlaibungen, Bossenwerk.
Die jeweiligen Teile des Gebäudes haben unterschiedliche Fensterdekoration: Die Fenster im 1. Stock des Risalitflügels sind mit einem breiten, verzierten Gebälk bekrönt und an den Seiten von Pilastern mit Kapitellen in der ionischen Ordnung eingerahmt. Über den Fenstern im Hauptgebäude verläuft ein einfaches Gesims, das sich auf drei verzierte Konsolen stützt und mit flachen, im Putz geformten Bögen geschmückt ist. Ein interessantes Element ist der Ziererker; achten Sie auf die Holzschnitzereien am zentralen Fenster und die Zierkonsolen, auf die sich der Erker stützt.
Im Gebäudeinneren ist die Aula (heute Sitzungssaal) besonders interessant; hier ist die originale Balkendecke mit Polychromien erhalten geblieben.