Ginge es nur um die erhaltene Stadtmauer, so könnte man Pyritz heute ohne
Zweifel das polnische Carcassonne nennen. Die erste Erwähnung der Pyritzer
Stadtfeste stammt aus dem Jahre 1279 und aus dieser Zeit, dem 13.
Jahrhundert stammt wohl die untere, aus Feldsteinen errichtete Lage der
Mauer. Um der immer moderneren Kriegstechnik standzuhalten wurde die
Stadtmauer im 15. Jahrhundert auf 7 - 9 Meter erhöht. Diese Erhöhung erfolgte
mit Backsteinen und die Länge der Stadtmauer betrug damals über 2 km. Die
Verteidigung ermöglichten 50 Wachtürme, niedrige Halbtürme, die miteinander
durch einen hölzernen Rundgang verbunden waren. Nach aussen wurde die
Stadtfeste durch Gräben, Wälle, zwei Mühlenteiche und Seen verstärkt. Die
weitere Entwicklung der Feuerwaffen erforderte im 15. und 16. Jahrhundert
einen weiteren Ausbau des Bahner und des Stettiner Tors, die Innentore
erhielten, sowie die Konstruktion erster halbrunder Bastionen. Bereits im 17.
Jahrhundert war die Waffentechnik soweit entwickelt, dass die pyritzer
Stadtwehr ihre Bedeutung verlor. Die Bastionen nutzte man als Magazine oder
Armenhäuser. 1750 wurde ein Teil der Wälle eingeebnet. Und 1830-45 wurde
der Rest in eine baumbestandene Promenade umgewandelt. Kurze Zeit später
verfüllte man auch die Gräben, auf denen Gärten entstanden. Zum letzten Male
wurden die Pyritzer Mauern 1945 durch die Rote Armee erstürmt, wurden aber,
wegen des schwachen Widerstandes der hitlerschen Verteidiger, nicht zerstört.
In den Folgejahren dann zweifach restauriert, zeigen sie sich heute in
imposanter Form. Besonders beachtenswert sind:
- Der nordöstliche (Jana Henryka Dąbrowskiego Straße) und der nordwestliche
Teil (2 Marca Straße).
- Der Efeuturm - Baszta Bluszczowa, auch schlafende Prinzessin genannt. Er
entstand zwischen 1440-1470 aus einem alten halboffenen Wachturm und
verteidigte die nahe liegenden Pforten in das alte Pyritz. 1945 stark zerstört.
- Der Mönchsturm - Baszta Klasztorna. Entstanden in der Mitte des 14.
Jahrhunderts an der südöstlichen Ecke der Stadtfestung. Er besitzt
Schießscharten auf zwei Stockwerken. Der Name erinnert an das nicht mehr
bestehende Kloster. 1945 beschädigt, wobei er den Zylindrischen Aufbau aus
dem 16. Jahrhundert verlor.
- Der Trinkerturm - Baszta Pijacka. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf einem
Feldsteinfundament mit Backsteinen im wendischen Verbund errichtet. Der
Turm diente zugleich als Ausnüchterungszelle. In der Nordfassade ist eine
Latrinenöffnung erhalten geblieben.
- Der Pulverturm - Baszta Prochowa entstand zwischen 1470-1480 aus einem
halboffenen Wachturm. Er diente als Munitions- und Pulverlager.
- Der Eisturm - Baszta Wysoka wurde in zwei Abschnitten errichtet. Er war
sowohl Quartier der Wachmannschaften, als auch Gefängnis und diente in
späterer Zeit als Lagerstätte für Eistafeln und als Kühlhaus.
- Der Eulenturm - Baszta Sowia, erbaut zwischen 1260-1270, erhielt im 16.
Jahrhundert seinen kegelförmigen Helm. Eine Grundabsenkung im 19.
Jahrhundert machte ihn zum “Schiefen Turm von Pyritz”. Seine Spitze steht 30
cm außerhalb des Lotes.
- Das Bahner Tor - Brama Bańska wurde 1260-1270 am Südrande der
Stadtfestung und auf dem Weg nach Soldin und Bahn gebaut. Das ursprünglich
dreigeschossige Tor wurde in der Mitte des 15. und in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts auf 5 Stockwerke erhöht.
- Die Ruine des Stettiner Tors - Ruiny Bramy Szczecińskiej. In der goldenen
Zeit Pyritz war es der Haupteingang in die Stadt aus Richtung Stargard und
Stettin. Errichtet wurde es in drei Abschnitten und besaß bereits im 15.
Jahrhundert sechs Stockwerke unter einem kegelförmigen Helm. Es wurde
1945 bis auf ein Stockwerk zerstört und nach dem Kriege als Ruine erhalten.