Auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof zwischen der Odrzańska und Szczecińska Straße findet sich das einzige Überbleibsel des spätgotischen Ensembles des Gertrudenstifts, eine im 15. Jahrhundert erbaute Kapelle. Auch sie hätte wahrscheinlich nicht bis in unsere Zeit überlebt, wäre nicht die Intervention des Denkmalpflegers im Jahre 1953 gewesen.
Der Sowjetische Friedhof wurde zwischen 1950 und 1955 angelegt. Auf ihm ruht die Asche von 4000 sowjetischen Soldaten, die hier 1945 gefallen sind. Auf dem Friedhof ist die Gertruden-Kapelle (1684 wurde sie dem Hl. Johannes geweiht) erhalten geblieben. Diese Kapelle des Spitals Gertrudenstift hatte den Zweiten Weltkrieg überstanden, wurde aber nach 1945, mit der Entscheidung für einen Swojetischen Ehrenfriedhof, abgetragen. Ihre völlige Zerstörung konnte erst 1953 durch Beschluss des Woiwodschaftsdenkmalpflegers verhindert werden. Am 7. November 1953 wurde das Objekt als gesicherte Ruine in die Liste der Baudenkmäler eingetragen.
Gestiftet wurde die Kapelle im Jahre 1409. Wahrscheinlich befand sich neben ihr ein Gut und Haus des Johanniterordens, dessen Reste wohl noch im 17. Jahrhundert sichtbar waren. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Gertrudenkapelle zur Scheune und Stall und in den Jahren 1561 - 1562 wurde das Gertrudenspital mit dem Heiligeistspital zusammengelegt und in das ehemalige Augustinerkloster verlegt. 1683 wurde das Objekt restauriert und dem Heiligen Johannes geweiht.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entschied man den Westgiebel neu mit neogotischen Formen aufzubauen.
Die Kapelle wurde auf einem rechteckigen Grundriss mit dreiseitigem geschlossenen Chor gebaut. Einst konnte man wohl auch ein Kreuzgewölbe bestaunen. Aber nach den Abrissarbeiten haben sich nur die Aussenmauern und der Westgiebel erhalten. So sind heute die West- und Südseite die höchsten Teile des Gebäudes. Im Inneren lassen sich noch einige wenige gotische Polychromien mit pflanzlichen Motiven sehen, wie auch ein Fragment des mit vieleckigen Fliesen belegten Fußbodens. Bis zum Anfang des Jahrhunderts war bei der Kapelle auch ein Friedhof gelegen.
Das Ensemble des Gertrudenstifts, zu dem die Kapellenruine zählte, lag vor der Stadtmauer und sorgte sich um Pilger und Reisende. Heute liegt die Ruine im Dreieck der Młyńska, Szczecińska und Odrzańska Straße.