Der älteste Teil des mehrfach ausgebauten Rathauses wird auf das 13. Jh. datiert. 2011 wurden bei archäologischen Arbeiten in seiner Nähe Siedlungsspuren von Vikingern aus dem 10. Jh. entdeckt. Heute hat hier das Stadtamt seinen Sitz.
Das Rathaus in Kamień Pomorski wurde in mehreren Etappen gebaut, der älteste ist der westliche Teil des Gebäudes. Der Bau des Rathauses begann an der Wende des 13. zum 14. Jahrhundert, aber erst Mitte des 14. Jahrhunderts erhielt es die Form, die man heute sehen kann. Anfangs basierte es auf einem Quadrat, später wurde es auf die Basis eines Rechtecks erweitert. Nach den damals geltenden Regeln war die Fassade des Gebäudes nach Osten ausgerichtet. Im 15. Jahrhundert, in der Spätgotik, wurde das Gebäude mit Dekorationen und architektonischen Details bereichert. Um 1600 wurde der Westgiebel des Gebäudes mit Maßwerkverzierungen aus profiliertem Ziegelstein errichtet.
Im 18. Jahrhundert wurde der Eingang zum Gebäude verändert, von Osten nach Süden verlegt, damals wurden auch die Fenster rechteckig. 1837 wurde ein Teil des Obergeschosses in zwei Stockwerke geteilt, um neue Räume zu erhalten. 90 Jahre später wurde das Gebäude „regotisiert“, wobei die Säulen und Arkaden des Bogengangs freigelegt wurden. 1945 wurde das Gebäude infolge der Kämpfe des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört, nur die Umfassungsmauern mit dem Mittelgiebel blieben erhalten. Der Wiederaufbau erfolgte erst in den Jahren 1965-1968 – man hat den Zustand aus dem 15. Jahrhundert wiederhergestellt. Die stilvolle Form gehört zur Übergangszeit in der Kunst Vorpommerns – zwischen Gotik und Renaissance. Das Rathaus ist aus Backstein und teilweise verputzt. Der ältere, westliche Teil des Grundkörpers ist im vendischen Mauerwerksverband und der östliche Teil im gotischen Verband gebaut. Im Untergeschoss und im Erdgeschoss sind gotische Kreuzrippen- und Tonnengewölbe erhalten. Das Rathaus ist das wichtigste Gebäude der Altstadt. Hervorzuheben sind der dreiarkadige Bogengang mit spätgotischem Giebel an der Ostseite und der Westgiebel mit Maßwerkverzierungen, an dessen Spitze das Stadtwappen steht. An der Südwand ist das alte Halseisen erhalten - ein Bestrafungswerkzeug zum Anbinden des Verurteilten an die Wand, was meist mit Auspeitschung verbunden war.
Im Jahr 2011 wurden bei archäologischen Ausgrabungen vor dem Rathaus Keramikfragmente und der Griff eines Wikingermessers aus dem 10. Jahrhundert gefunden, die man heute im Geschichtsmuseum des Kamminer Landes sehen kann. Der Fundort wurde freigelegt gelassen, man kann ihn zusammen mit einem Fragment der Mauer aus dem 16. Jahrhundert unter einem speziellen Gitter sehen. Nahegelegene Tafel informiert über den wertvollen Fund. Derzeit ist das Rathaus Sitz der Stadtverwaltung.