Etappe II: Myślibórz – Barlinek – Choszczno [60 km]
Die gesamte Etappe ist abgeschlossen. Die Route verläuft größtenteils auf asphaltierten Radwegen, die auf ehemaligen Bahntrassen angelegt wurden.
Die erste der fünf Seenlandschaften, nach denen unsere Route benannt ist, ist die Myślibórz-Seenlandschaft mit ihrer Hauptstadt Myślibórz am gleichnamigen See. Die Stadt hat ihren mittelalterlichen Grundriss und Teile der Stadtmauer bewahrt, vor allem die beiden Tore Nowogródzka und Pyrzycka. Auf dem Marktplatz steht das klassizistisch-rokokoartige Rathaus, und gleich daneben befindet sich die Stiftskirche St. Johannes der Täufer aus dem frühen 15. Jahrhundert. Aufgrund einer Kreuzung mit der Schnellstraße S3 fahren Radfahrer in Richtung Głazów. Dies verlängert die Strecke geringfügig und erfordert, dass der Radfahrer einen Abschnitt auf einer Schotterstraße mit geringem Autoverkehr zurücklegt. Von hieraus fahren wir auf dem Radweg nach Barlinek, das eigentlich Berlinchen heißen sollte, da es vor 1945 den deutschen Namen Berlinchen trug. Auf dem Marktplatz steht ein Brunnen mit einer Skulptur eines Mädchens, das von einem Gänserich angegriffen wird – dem Symbol der Stadt. Die Figur steht in Verbindung mit der Legende einer Hirtin, die zu Unrecht wegen angeblicher Hexerei zum Tode verurteilt wurde. Sie wurde von Gänsen gerettet, die kurz vor der Hinrichtung herbeiflogen und das Mädchen auf ihren Flügeln davontrugen.
An der Wand des Gebäudes in der Chmielna-Straße 7, wo sich sein Elternhaus befindet, befindet sich eine Gedenktafel für Emanuel Lasker – den Schachweltmeister, der diesen Titel 27 Jahre lang innehatte – am längsten in der Geschichte. Lasker war der Urheber des Begriffs des psychologischen Spiels, dessen Element darin bestand, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der kleine Park am Barlineckie-See, der früher „Delta Młynówki” hieß, trägt nach seiner Revitalisierung den Namen des legendären Schachspielers. Dort kann man natürlich auch auf den Schachbrettern im Freien spielen. Jedes Jahr im Juni findet in Barlinek das Internationale Schachfestival zum Gedenken an Dr. Emanuel Lasker statt. Es lohnt sich, die stimmungsvolle Mühle-Papierfabrik an der Płonia zu besuchen. Das Gebäude hat eine interessante Geschichte und viel Glück, dass es bis in unsere Zeit erhalten geblieben ist. Die Mühle ist heute ein dynamisches Kulturzentrum, in dem die Sommerschule für Architektur und Landschaftsökologie untergebracht ist. Besichtigungen sind nach vorheriger telefonischer Vereinbarung möglich.
Im Süden erstreckt sich der Landschaftspark Barlinek, wir fahren jedoch auf den ehemaligen Gleisanlagen nach Norden, nach Choszczno. In der Nähe der Route befinden sich die Ruinen eines Palastes aus dem Jahr 1898 in Sarnik, der früher der Familie Wedel gehörte. Die Familie Wedel ist eine der ältesten Adelsfamilien Westpommerns, die aus Holstein stammt und sich bereits im Mittelalter in der Region niedergelassen hat. Im Laufe der Zeit polonisierte sich die Familie, nahm polnische Vor- und Nachnamen (Tuczyński) an und spielte eine bedeutende Rolle in der Verwaltung und im Militär, wobei sie unter anderem das Schloss in Tuczno hinterließ. Die Mitglieder des Geschlechts waren bekannt für ihren Militärdienst, ihre Teilnahme an Feldzügen und ihren politischen Einfluss in Westpommern und Großpolen.
Unterwegs kommen wir an der ehemaligen Bahnstation in Lubiana vorbei, die dank des Engagements des Dorfvorstehers Ryszard Kwieciński ihren alten Charme bewahrt hat. Vor dem Gebäude steht auch eine schöne Lokomotive aus dem Jahr 1942, die auf ihre Renovierung wartet, und in der Umgebung eines historischen Autos und einer Elektrolokomotive entstand der Anfang eines privaten Technikmuseums – ein Ort, der sicherlich Liebhaber der Eisenbahn- und Automobilgeschichte interessieren wird.
Verkehrsmittel: Der einzige Bahnhof der PKP befindet sich in Choszczno (auf der Strecke Stettin – Posen). Die Verbindungen werden von POLREGIO und Intercity bedient. Der Fahrplan ist auf der Website https://portalpasazera.pl zu finden.
Straßenbelag: Asphalt 95 %, Schotter 4 %, Pflastersteine 1 %.
Verkehrsaufkommen: Radwege 80 %, allgemeiner Verkehr 19 %, Wald-/Feldwege 1 %.
PDF