Etappe III: Choszczno – Dobrzany – Ińsko [47 km]
Die zweite Seenplatte auf unserer Route ist die Choszczno-Seenplatte, in deren Herzen, am Kluki-See, Choszczno liegt. Auch dieser Ort ist aufgrund der Allee der Stars des polnischen Radsports ein beliebtes Ziel für Radfahrer. Eigentlich handelt es sich eher um ein Denkmal als um eine Allee, aber wichtig ist, dass unsere größten Meister hier ihre Handabdrücke hinterlassen haben – von Stanisław Królak über Czesław Lang und Ryszard Szurkowski bis hin zu Zenon Jaskuła. Es ist noch viel Platz für neue Tafeln, daher wartet Choszczno auf Rafał Majka, Michał Kwiatkowski und zukünftige Meister auf zwei Rädern. In der Stadt finden Straßenradrennen statt, die 1969 von dem bekannten Sportjournalisten und Olympioniken Zygmunt Weiss, einem ehemaligen Kriegsgefangenen des Oflag II B Arnswalde, ins Leben gerufen wurden.
Die Stadt wurde 1945 fast vollständig zerstört, aber glücklicherweise sind Teile der Stadtmauern aus der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert erhalten geblieben. Unter ihnen ist ein Bauwerk besonders bemerkenswert, das in der Festungsterminologie als Barbakane oder Rondell bezeichnet wird, obwohl dieser Begriff andere Assoziationen weckt. In Polen sind nur zwei Barbakane bekannt – in Krakau und Warschau. Es gibt jedoch noch eine dritte, wenn auch etwas weniger imposante Rondel in Choszczno. Sie hat die Form eines gotischen Turms vor dem Tor der Kamienna-Pforte. Nach dem Krieg wurde sie wieder aufgebaut und für die Bedürfnisse einer Bibliothek umgebaut, die sie bis heute beherbergt.
In der Kirche der Geburt der Heiligen Jungfrau Maria, die auf dem Marktplatz steht, befindet sich das wertvollste Denkmal der Stadt. In einer Nische an der Südwand des Presbyteriums kann man ein mittelalterliches Keramikrelief sehen – den Baum Jesses, des biblischen Vaters Davids, der die Genealogie Christi darstellt. Ein ähnliches Werk ist in ganz Europa nur schwer zu finden.
Von Choszczno aus fahren wir hauptsächlich auf lokalen Straßen in Richtung der nächsten Seenplatte – diesmal der Ińsko-Seenplatte, die ihren Namen vom Fluss Ina hat. In Dobrzany verbindet sich die Route mit der Variante aus Stettin. Hier kann man auch nach Stargard abbiegen und so eine Schleife zur Hauptstadt der Woiwodschaft machen. Derzeit wird ein Radweg auf einem Bahndamm von Kozy nach Ińsko gebaut. Der Abschnitt Choszczno – Kozy wurde markiert und für den Verkehr freigegeben.
Der kleine Ferienort Ińsko liegt an einem See gleichen Namens und ist bekannt für eines der ältesten Filmfestivals in Polen. Das Ińskie Lato Filmowe (Ińsko-Filmfestival) findet jedes Jahr im August in malerischer Naturkulisse statt – das Kino liegt direkt am See, neben der Jerzy-Hoffman-Promenade. Ein Denkmal für den Meister gibt es noch nicht, dafür aber ein Denkmal für einen Krebs. Es steht in Verbindung mit der Legende eines schrecklichen Krustentiers, das, anstatt sich an den See zu halten, die Einwohner von Ińsko terrorisierte, die ihm nichts entgegenzusetzen hatten, bis ein Schmied-Held es mit einer List in Ketten legte und zusammen mit anderen Einwohnern auf den Grund des Sees versenkte, wo es bis heute lebt. Dies wird jedoch von Tauchern, die das klare Wasser des Gewässers schätzen, nicht bestätigt. Auch auf dem Grund gibt es viel zu entdecken – versunkene Boote, Autos (u. a. einen Trabant), Piratenkisten und sogar einen Büroarbeitsplatz mit Computer – alles mehrere Meter unter Wasser. Radfahrern muss die Fahrt entlang der Uferpromenade mit ihren monumentalen Bäumen reichen, um zum Aussichtsturm zu gelangen. Dieser ist heute die größte Attraktion der Stadt. Aus einer Höhe von fast 30 Metern bietet sich ein besonders attraktiver Blick auf den Landschaftspark Ińsko. Erfreulicherweise kann man mit dem Aufzug (kostenlos) nach oben fahren.
Verkehrsmittel: PKP-Bahnhöfe befinden sich in Choszczno (auf der Strecke Stettin – Posen) und Ognica (auf der Strecke Stettin – Wałcz) sowie in der Nähe der Strecke in Lisowo und Chociwel (auf der Strecke Stettin – Koszalin). Die Verbindungen werden von POLREGIO und Intercity bedient. Der Fahrplan ist auf der Website https://portalpasazera.pl zu finden.
Straßenbelag: Asphalt 86 %, Schotter 7 %, Pflastersteine 1 %, Platten 5 %, unbefestigte Straßen 1 %.
Verkehrsart: Radwege 43 %, allgemeiner Verkehr 46 %, Wald-/Feldwege 22 %.
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