Etappe IV: Swinemünde/Ahlbeck - Anklam [54 km]
Die Route wechselt zwischen Radwegen und wenig befahrenen Gemeindestraßen. Fast die gesamte Strecke führt über Asphalt- und Betonsteinbeläge. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Route mit der Radfähre Kamp - Karnin abzukürzen.
Beschilderung der Radstrecke: gut, gemeinsame Strecke mit dem Oder-Neiße-Radweg (D-12), der Stettiner Haff-Rundweg ist gelegentlich ausgeschildert.
Swinemünde bietet eine Vielzahl von Attraktionen, die auch in den Beschreibungen der Routen Velo Baltica und Blue Velo erwähnt werden. Swinemünde liegt auf 44 Inseln und war unter preußischer Herrschaft eine Festung, woran zahlreiche militärische Sehenswürdigkeiten erinnern, darunter Fort Gerhard auf Usedom, eine der am besten erhaltenen preußischen Küstenfestungen des 19. Jahrhunderts. Gleich nebenan steht der höchste Leuchtturm Polens. Er ist auch das höchste Backsteingebäude der Welt, und es lohnt sich, auf die Spitze zu steigen, um den Blick auf die Stadt, die Festungen, die in den Hafen einlaufenden Fähren aus Schweden und den expandierenden Gashafen - eine Säule der Energiesicherheit Polens - zu genießen. Auf der anderen Seite der Świna kann man ein weiteres Fort sehen, diesmal den Engel, und ein paar Schritte weiter das Westfort. Die malerischste Attraktion der Stadt ist die Stawa Młyny, eine Schifffahrtsanlage mit einer ausgefallenen Windmühlenform. Dies ist einer der meistfotografierten Orte an der polnischen Küste. Von hier aus können wir entlang der Kurpromenade und dann durch den Wald zum symbolischen Tor an der Grenze zu Deutschland fahren oder entlang der Wojska Polskiego Straße direkt zum Grenzübergang, der durch Pfosten in den Nationalfarben beider Länder gekennzeichnet ist.
Nach dem Tor können wir auf einem bequemen Fußgänger- und Radweg durch den Wald weitergehen, der uns direkt zur Seebrücke in Ahlbeck führt. Es lohnt sich, ein paar Kilometer einzuplanen, um zwei weitere der drei Kaiserbäder zu sehen: Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin mit ihren schönen Gebäuden aus der Jahrhundertwende. Selbst wenn Sie wie durch ein Wunder die Grenze "verschlafen", werden Sie sofort merken, dass Sie nicht mehr in Polen sind. Bleibt man hingegen auf dem Weg, kommt man nach weniger als 20 Kilometern auf hügeligem Terrain am DDR-Museum Dargen / Usedom vorbei - dem Pendant zu unseren kommunistischen Museen. Hier ist eine beeindruckende Sammlung von Exponaten aus der DDR-Zeit zu sehen, angeführt von zahlreichen Autos, Bussen und Landmaschinen. Es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen, auch wenn es keine Beschreibungen in englischer Sprache gibt.
Man könnte sagen, dass wir jetzt auf den Spuren der Technik sind, denn das nächste Museum auf der Route ist die 'Traktoren Welt', die 'Welt der Traktoren'. Der Name ist wohl als Beschreibung ausreichend. Nach Usedom geht es zum vielleicht spektakulärsten technischen Denkmal des Haffs, jedenfalls auf der deutschen Seite. Das mächtige, einstige Zugbrückenfeld einer ehemaligen Eisenbahnbrücke steht allein in der Mitte der Meerenge. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war sie Teil der Brücke zwischen Berlin und Swinemünde, die in den letzten Kriegstagen von der Wehrmacht gesprengt wurde. Die sowjetischen Truppen bauten die Brücke provisorisch wieder auf, um die Eisenbahnlinie für den Export von Wertgegenständen zu nutzen, aber die stillgelegte Strecke verfiel später, und von der großen Brücke ist nur noch die mittlere Spannweite übrig, die für alle Zeiten auf eine Höhe von 28 Metern erhöht wurde. Es gibt Überlegungen, die Strecke wieder aufzubauen, was bedeuten würde, dass in der Nähe eine neue Brücke gebaut werden müsste. Das Bauwerk lässt sich nur vom Wasser aus aus der Nähe betrachten - und es gibt eine Möglichkeit, dies zu tun. Wir können die Fähre nach Kamp nutzen und so 33 Straßenkilometer einsparen. Die Überfahrt dauert 10 Minuten und wurde speziell für Radfahrer konzipiert. Sie wird von einem neuen Schiff, der "Antonia von Kamp", bedient, das 20 Fahrräder an Bord nimmt. Die Fähre fährt von 10 bis 17 Uhr zu jeder vollen Stunde (bis 17. Oktober).
Wenn Sie nicht unter Zeitdruck stehen, sollten Sie Anklam nicht verpassen, denn es ist einer der schönsten Abschnitte der Route. Von der Insel Usedom geht es über die Zecheriner Brücke - eine Zugbrücke aus dem Jahr 1931. Der Radweg folgt dann der Straße, vorbei an geheimnisvollen Auen mit einem überfluteten Wald, den man von einem Aussichtsturm aus gut beobachten kann. Über eine Fuß- und Radwegbrücke gelangt man nach Anklam und überquert den Peene Fluss.
Verkehrsmittel: Bahnhöfe der Deutschen Bahn befinden sich in Swinemünde, Ahlbeck (Verbindungen nach Usedom und nach Züssow, wo weiteres Umsteigen möglich ist) und Anklam (Anschluss z.B. nach Stralsund oder Berlin). Von Kamminke aus können Sie die Fähre nach Ueckermünde nehmen. Die Fährverbindung Kamp - Karin wurde im Jahr 2021 wiederhergestellt. In Heringsdorf bei Swinemünde gibt es einen Flughafen.