Etappe V: Gryfino – Trzcińsko-Zdrój [43 km]
Der größte Teil der Strecke verläuft auf alten Bahndämmen, teilweise auch auf wenig befahrenen Straßen oder speziellen Radwegen oder Waldwegen. Die Strecke ist größtenteils asphaltiert. Kurze Abschnitte, vor allem im Wald, bestehen aus Schotter, einige aus Betonpflastersteinen.
In Szczawno za Gryfinem biegen wir auf den Radweg auf dem Bahndamm der ehemaligen Eisenbahnlinie Gryfino-Swobnica ab und fahren entlang des Nebenflusses der Oder – dem Fluss Tywa – und der Rinnenseen, wie dem Wełtyńskie-See. An der Tywa findet man Überreste von Stauanlagen, die einst Mühlen antrieben und heute zur Wasserversorgung der umliegenden Teiche dienen. Hinter Lubanau sind auf der linken Seite in der Ferne die Ruinen der holländischen Windmühle in Otoki zu sehen. Das Bauwerk wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und war bis in die 1960er Jahre in Betrieb. Ein paar Kilometer weiter fahren wir unbemerkt in die „Stettiner Toskana” hinein, also in die Umgebung des Weinguts Turnau in Baniewice. Die hügelige Landschaft garantiert sonnige Südhänge, die hauptsächlich mit den Rebsorten Solaris und Johanniter, aber auch Riesling, Hibernal, Seyval Blanc, Rondo, Regent und Cabernet bepflanzt sind. Die Familie Turnau, darunter der Künstler Grzegorz, baut hier erst seit 2010 Wein an, aber die hiesigen Weine haben bereits einen guten Ruf erlangt. Der Chardonnay 2020 wurde sogar zum besten Weißwein Polens im Wettbewerb Polskie Korki 2022 gekürt – dem renommiertesten Weinwettbewerb des Landes.
Das Weingut kann besichtigt werden, ebenso wie die hier produzierten Weine und Käse verkostet werden können – für eine dreistündige Besichtigung muss man sich vorher anmelden, aber man kann auch ganz spontan vorbeikommen. In dem Weingutgebäude aus dem 19. Jahrhundert befindet sich ein firmeneigener Laden, in dem man sich mit einer Flasche edlen lokalen Weins eindecken kann. Wein lässt sich nur schwer in Satteltaschen transportieren (zumal zwischen Swobnica und Strzeszów ein etwas holpriger Schotterweg auf uns wartet), daher kann man eine Übernachtung im Weingut in Betracht ziehen.
Schade, dass man (vorerst?) nicht im Schloss in Swobnica übernachten kann, denn das wäre sicherlich eine der größten Attraktionen der Region. Seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gehörte Swobnica mit den umliegenden Gebieten hinter dem Długie-See dem Templerorden, der seinen Hauptsitz im Dorf Rurka hatte. Nach der Auflösung des Ordens im Jahr 1312 wurde der Besitz der Templer von den Johannitern übernommen, die ihren Sitz in das nahe gelegene Swobnica verlegten. Das Gebäude mit seinem 35 Meter hohen Turm wurde Ende des 14. Jahrhunderts fertiggestellt. Es überstand den Krieg ohne größere Schäden und diente anschließend als Sitz der staatlichen Landwirtschaftsbetriebe, die im Schloss einen Getreidespeicher einrichteten. Die schlimmste Zeit waren die 90er Jahre, als das Gebäude an Privatpersonen verkauft wurde und schnell verfiel. Die Gemeinde Banie erhielt das Denkmal erst 2011 zurück, nachdem der älteste Flügel eingestürzt war. 2013 wurde die Renovierung des Turms abgeschlossen, der heute der einzige Teil des Gebäudes ist, der besichtigt werden kann. Im Jahr 2021 wurde die Burg zum Verkauf angeboten. Im nahe gelegenen Rurka gibt es keine Spuren mehr von der Templerfestung, aber die Kapelle des Ordens aus dem Jahr 1248 ist erhalten geblieben. Ihre Form erinnert an englische romanische Bauwerke: die Sandsteinkapelle in Aston Eyre in der Nähe von Birmingham oder die einschiffige Steinkirche in Goodnestone in der Grafschaft Kent.
Verkehrsanbindung: Der Bahnhof der Polnischen Staatsbahn (PKP) befindet sich in Gryfino ( auf der Strecke Stettin – Kostrzyn). Die Verbindungen werden von POLREGIO und Intercity bedient. Der Fahrplan ist auf der Website https://portalpasazera.pl zu finden.
Straßenbelag: Asphalt 75 %, Schotter 20 %, Pflastersteine 4 %, Kopfsteinpflaster 1 %.
Verkehrsaufkommen: Radwege 64 %, allgemeiner Verkehr 19 %, Wald-/Feldwege 17 %.
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